Wer hat das Fernglas erfunden?
Wer hat das Fernglas eigentlich erfunden? – © Urheber: mtv2021 – fotolia.com
Ein Fernglas ermöglicht, entfernte Objekte unter größerem Sehwinkel als mit bloßem Auge zu betrachten. Dadurch erscheinen die Objekte näher, als sie in Wirklichkeit sind, und stellen sich größer als in der Realität dar.
Verschiedene Fernglastypen vorhanden
Bei genauer Betrachtung sind nicht alle Ferngläser gleich. Zum einen gibt es binokulare Ferngläser. Sie gestatten, ein Objekt mit beiden Augen gleichzeitig anzuschauen. Beispiele für diesen Typ von optischen Geräten sind Theatergläser und Prismen-Ferngläser. Zum anderen gibt es monokulare Ferngläser. Bei ihnen wird ein Objekt mit einem Auge beobachtet. Ein Beispiel für ein monokulares Fernglas ist das Fernrohr. Jeder Fernglastyp lässt sich in weitere Typen unterteilen. Auf eine vollständige Klassifizierung wird an dieser Stelle verzichtet.
Mehrere Erfinder
Den Erfinder des Fernglases gibt es nicht. Mehrere herausragende Persönlichkeiten machten im Laufe der vergangenen Jahrhunderte bahnbrechende Erfindungen, die zur heutigen Typenvielfalt führte. Im Folgenden seien einige genannt.
Hans Lipperhey: Erfinder des holländischen Fernrohrs
Der deutsch-niederländische Brillenmacher gilt als Erfinder des Fernrohrs. Seine Erfindung stellte er im September 1608 in Den Haag vor. Galileo Galilei baute das Fernrohr von Lipperhey nach und machte es in astronomischen Kreisen bekannt. Das Fernrohr, das heute holländisches oder galileisches Fernrohr heißt, besitzt eine Sammellinse als Objektiv und eine Zerstreuungslinse als Okular. Der Betrachter sieht ein virtuelles, aufrechtes Bild.
Johannes Kepler: Erfinder des astronomischen Fernrohrs
Ein anderes Fernrohr beschrieb Johannes Kepler 1611. Das nach ihm benannte keplersche Fernrohr verwendete für Objektiv und Okular je eine Sammellinse. Der Beobachter sieht ein um 180° gedrehtes Bild. Es steht im Vergleich zum Original auf dem Kopf und ist seitenverkehrt.
Johann Friedrich Voigtländer: Erfinder des Feldstechers
Ab 1823 fertigte Johann Friedrich Voigtländer in Wien einfache Theatergläser. Sie hatten noch keine Prismen, boten ein kleines Gesichtsfeld und vergrößerten nur im geringen Maße. Diese Gläser nutze unter anderem das Militär. Heute noch sind sie unter dem Namen Feldstecher bekannt.
Ignaz Porro: Erfinder des Porroprismas
1854 meldete der italienische Erfinder das nach ihm benannte Porroprisma zum Patent an. Es setzt sich aus zwei Halbwürfelprismen zusammen, die in ihrer Lage zueinander um 90° gedreht sind. Jene bewirken eine 180°-Drehung des Bildes. Heute werden Porroprismen zu verschiedenen Zwecken eingesetzt. Beispielsweise lässt sich die von einem keplerschen Fernrohr erzeugte 180°-Drehung des Originalbildes mithilfe eines Porroprismas korrigieren.
Carl Zeiss Jena: bahnbrechende Patentanmeldung im Jahr 1893
Auch ein Zeisspatent von 1893 nutzte das Porroprisma. Bei dem sogenannten Porro-Prismenfernglas werden die aus dem Objektiv kommenden Lichtstrahlen mehrmals so umgelenkt, dass ein um 180° gedrehtes Bild entsteht. Der Betrachter sieht ein aufrechtes, seitenrichtiges Bild. Die Ferngläser, die heute im Handel zu haben sind, weisen mit der damaligen Erfindung viele Gemeinsamkeiten auf.
Seit der Patentanmeldung von Carl Zeiss Jena gab es immer wieder neue Erfindungen. Zunehmend wird auch bei Ferngläsern Digitaltechnik eingesetzt. Ob sie sich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.